Das Kunstprojekt begann mit einem Bild, auf dem die 4 Ausstellenden der Novemberausstellung 2015 im Atelier Prandstätter, gemeinsam, jedoch nacheinander im eigenen Atelier, arbeiteten.
„ Flucht“ war das Thema des Bildes. Es wurde aus 16 Themen gelost.
Das ist keine neue Idee. Das haben schon viele Künstler vorher gemacht, werden sie sagen. Das stimmt, aber die Ausstellenden in dieser Konstellation noch nie.
Die vier Ausstellenden, die mit dieser Projektidee erstmals konfrontiert waren, sind
dem Alphabeth nach:
Verena Prandstätter, Petra Rasp, Helmut Rusche und Rudi Svoboda.
Alle vier waren bereit kurze Einblicke in das Projektgeschehen zu geben.
Verenas Gedanken:
Das Projekt faszinierte mich. In der ersten Besprechung sagte ich: „Ob ich die Erste, die Letzte oder mittenderin bin, das ist mir wirklich egal.“ Aber das Thema „Flucht“ und, dass ich als Erste auf der Leinwand arbeiten sollte, war dann doch sehr überraschend für mich und ein bißchen viel für den Anfang! Die Materialien wusste ich noch am gleichen Abend – Kunstrasen, afrikanische Stoffe und Erde, aber die Verantwortung, als Erste zu arbeiten, blockierte mich eine zeitlang. So saß ich einige Tage mit den Materialien vor der leeren Leinwand. Dann war er da, der Impuls und die Entscheidung für die Grundfarbe.
Für das Bild selbst war meine Intention: verbrannte Heimat – verschiedene Nationen und verschiedene Religionen auf dem Weg - wohin? -nur das Menschsein als Verbindung.
Rückblickend habe ich den Austausch bei den Übergaben des Werkes sehr geschätzt. Man lernt sich besser kennen. Ich habe überhaupt sehr viel dabei gelernt. Vorallem habe ich es als hohe Qualität des Arbeitens empfunden, dass das sich „Gegenseitig Anerkennen“ und „So Sein lassen“ im Vordergrund stand.
Petras Gedanken:
Anfangs war ich verunsichert , fast ratlos. Ich sah mich nicht in der Malerei. Ich bin dort nicht zu Hause.
Die Verantwortung – eine von Vieren auf einem Bild – wie soll das gehen?
Erst als mir klar wurde, dass wir genug Zeit hatten und somit jeder sich die Zeit nehmen konnte, die er brauchte und, dass ich auch in der Dreidimensionalität arbeiten konnte -
erst da begann ich mich auf das Abenteuer ein zu lassen. Plötzlich war es spannend.
Für das Bild selbst war mein Impuls, das „Zurücklassen Müssen“ hinein zu arbeiten.
Soziale Bindungen werden von Heute auf Morgen abgeschnitten –die Zerstörung der Lebensgrundlage – die Fotos der Ahnen – die Wertlosigkeit der Dokumente - eine tiefe Wunde entsteht – wo bleibt das internationale Menschenrecht?
Helmuts Gedanken:
Ich komme von der Malerei. Die drei Anderen sind dreidimensional unterwegs – das ist nicht mein Thema.Einerseits lockte mich das Abenteuer, aber andererseits hatte ich Angst vor Niveauverfall. Aber eigentlich habe ich mich nicht getraut „Nein“ zu sagen.Später war ich froh darüber, denn - wie ich es schon einmal am Sinai erlebt hatte - Gruppenzwang wirkt Wunder.
Sehr positiv habe ich empfunden, dass es zwischen uns keinerlei Machtspiele gab.
Für das Bild war mein erster Impuls: Sand und Sufis. Deshalb war ich auch geschockt, als ich Petras Arbeit auf dem Bild sah, die dem Sand sehr ähnlich war / ist. Ich habe dann verschiedene Sandarten meiner Wüstenreisen verwendet. Das Andere hat sich ergeben. Allerdings habe ich mich gewundert, dass ich letztendlich das Ganze so ernst genommen habe.
Rudis Gedanken:
Ich arbeite immer gerne mit anderen zusammen, aber zu viert habe ich noch nie gearbeitet.
Durch das Los war ich der Letzte, der am Bild werken sollte. Damit hatte ich eine große Verantwortung. Der Letzte muß sich mit viel Respekt annähern. Man will sich zwar behaupten und doch muss man sich einfügen und die anderen „leben lassen“.Ich finde:
Wir haben eine reife soziale Leistung vollbracht.